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Dr. Friedrich Ebert

Dr. Friedrich Ebert

Serie über die Hofer Straßen

Mit diesem Beitrag schließen wir unsere Serie über Straßennamen der Baugenossenschaft Hof. Natürlich konnten darin nicht alle Straßennamen behandelt werden. Viele Straßen haben ziemlich indifferente Namen, wie Lindenstraße oder Gartenstraße. Und zum Lodaweg oder zum Pinzigweg gibt es nur die Bemerkung, dass es sich um eine Abwandlung einer alten Ortsbezeichnung handelt. 

Bei der Vorstellung von Hofer Straßennamen war es besonders unsere Absicht, Namensgeber herauszusuchen, die zu Hof oder zur Region ein gewisses Verhältnis haben. Manchmal war der Bezug dann doch nicht so eng wie vermutet. 

Gestatten Sie mir am Ende dieser Serie, meinen Gedanken noch etwas freien Lauf zu lassen: 

Schon im ersten Bericht habe ich darauf hingewiesen, dass eine Umbenennung immer schwierig ist. Das habe ich schon mehrmals erlebt. Ich hatte mich beispielsweise schon lange um die Umbenennung der General-Hüttner-Kaserne in Hof bemüht und viel Material gesammelt. Die Umbenennung in Oberfranken-Kaserne kam dann eigentlich über Nacht, im Zuge der Rücknahme der allgemeinen Wehrpflicht. Da dies die einzige Kaserne war, die in Oberfranken geblieben ist, bot sich das an. 

Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Diakonie bin ich ebenfalls öfter auf Umbenennungsprobleme gestoßen. Etwa bei dem Bischof-Meiser-Haus am Bahnhofsplatz, das wir dann in Ponte (= Brücke) wegen der Nähe zur Luftbrücke umbenannten. Hans Meiser war von 1933 bis 1955 der erste Bischof der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Seine Lebensleistung wird kontrovers diskutiert, manche Städte in Bayern haben eine Benennung nach ihm zurückgezogen, andere nicht. 

Weiterhin haben wir das Seniorenheim an der Lessingstraße umbenannt in Haus am Klosterhof. Ich fand das schon deswegen passend, weil sich das Seniorenheim auf dem Gelände des ehemaligen Klarissenklosters befindet. Die Lessingstraße hieß früher Hindenburgstraße und das hätte dann doch irgendwie komisch geklungen. Gegen Hindenburg selbst ist nichts einzuwenden: Er war verdienter deutscher General und Reichspräsident der Weimarer Republik. Er hat versucht, verschiedene Politiker als Reichskanzler einzusetzen, was letztlich scheiterte. Es lastet aber der Makel auf ihm, dass er, durch sein Alter bedingt, Hitler allzu leicht die Macht übergeben hat, in der Hoffnung, er werde es schon richten. 

Die Umbenennung der Dr.-Dietlein-Straße in Dr.-Bonhoeffer-Straße habe ich ja schon genannt. Ich möchte das inhaltlich auch nicht bewerten. Allerdings bin ich mir sicher, wenn man Bonhoeffer noch hätte fragen können, welche Benennung er sich gewünscht hätte, dass er dann den Pfarrer dem Doktor vorgezogen hätte. 

Ich erinnere mich auch noch an folgende Situation: Die katholische Kirche hatte den Platz vor St. Marien in Bernhard-Lichtenberg-Platz umbenannt. Lichtenberg hatte seine Kirche in Berlin ganz nahe an der Reichskanzlei und er hat sich lange mutig für Verfolgte eingesetzt. Dafür kam er immer wieder ins Gefängnis und wurde schwer gefoltert. Bei der Verlegung ins KZ Dachau kam der Zug durch Hof, wo er nach zwei Tagen im Krankenhaus verstarb. Wir hatten damals auf evangelischer Seite die Situation, dass wir den Kirchplatz vor der Michaeliskirche nach einer ähnlichen Persönlichkeit umbenennen wollten. Es hat sich damals aber kein Name gefunden, der besonders unter dem Aspekt des örtlichen Bezugs passte. 

Schließlich gibt es dann auch noch ein paar Namen, die man sich gerne wünschen würde, die aber bei einer Namensgebung noch nicht berücksichtigt wurden. Ich möchte hier nur einen nennen: Friedrich Puchta wurde 1883 in Hof als Sohn eines jüdischen Arbeiters geboren. Er arbeitete als Redakteur in der sozialdemokratischen Presse und wurde Leiter der Zeitung Fränkische Volkstribüne in Bayreuth. Nach Kriegsteilnahme wurde Puchta Stadtverordneter in Plauen. Als Abgeordneter im Reichstag saß er zunächst für die USPD für Zwickau-Chemnitz, dann von 1828 bis 1933 als SPD-Mitglied für Franken. Zusätzlich arbeitete er als Redakteur. Nach der Machtergreifung wurde er inhaftiert. Im KZ Dachau wurde er schwer miss[1]handelt. Er kam dann noch einmal frei, wurde aber wieder verhaftet und verbrachte die Kriegszeit im KZ Dachau. Als dieses geräumt werden sollte, wurde er auf den Todesmarsch geschickt. Er starb am 17. Mai 1945 an den Folgen der KZ-Haft im Krankenhaus München-Schwabing. 

In der Scheidemannstraße in Berlin gibt es ein Denkmal für die 96 vom NS-Regime ermordeten Reichstagsabgeordneten. Puchta ist dort mit aufgeführt. In Bayreuth wurde eine Friedrich-Puchta-Straße eingerichtet. Bei zwei Oberbürgermeistern von Hof habe ich seinen Namen als Vorschlag eingereicht. Von beiden erhielt ich die Antwort, dass der Vorschlag wohl passend sei und in einen entsprechenden Ordner für Vormerkungen platziert werde. Dort ruht er nun. Eingangs habe ich er[1]wähnt, dass in der Soziologie die Namensgeschichte als unverzichtbares Mittel kollektiver Identitätsvergewisserung gesehen wird. Dem hat Hof meist Rechnung getragen, wenn auch häufig mit vielen Jahrzehnten Verzögerung. Daran könnte man arbeiten.

Verfasst von unserem Aufsichtsratsmitglied Dr. Wolfgang Frisch