Baugenossenschaft Hof

Unsere Geschichte

Träumen, Wünschen und Hoffnungen ein Zuhause geben!

Die Geschichte der Baugenossenschaft Hof ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt Hof verbunden. Sie gehört genauso zur Stadt wie die „Wärschtlamänner“ und der Theresienstein. Gegründet in einer Zeit des industriellen, aber auch gesamtgesellschaftlichen Um- und Aufbruchs ist sie gleichsam Spiegel historisch bewegender Ereignisse und menschlicher Schicksale. Denn letztlich ging es nie nur darum, aus Stein Häuser zu bauen. Vielmehr wurden Grundsteine für die Zukunft gelegt: für Träume, Wünsche, Hoffnungen – kurz, für das Leben von Menschen.

Geboren aus der Not

Der damalige Stadtbaurat und Architekt Hans Allwang beschreibt in seinem Aufsatz „Vom Bau- und Wohnungswesen der Stadt Hof“ die Situation der Stadt an der Saale: „Die Stadt Hof teilt mit anderen Städten das Schicksal, dass ihr wesentlicher Aufschwung und die gewaltigste Zunahme ihrer Bevölkerungsziffer zusammenfällt mit der Zeit des beklagenswertesten Tiefstands in städtebaulicher und künstlerischer Beziehung.“ Ein Bild von den katastrophalen Wohnverhältnissen ein Jahr vor der Gründung der Baugenossenschaft vermittelt Diplom-Volkswirt August Müller in seiner Dissertation über die „Gestaltung des Wohnungswesens der Stadt Hof“. Müller verweist in seiner Arbeit auf eine Wohnraumzählung, derzufolge im Jahr 1908 u.a. 245 Einraumwohnungen mit fünf bis neun, 1.501 Zweiraumwohnungen mit fünf bis elf und 347 Dreiraumwohnungen mit sieben bis zwölf Personen belegt sind. Nach den damals geltenden Normen sind 30 Prozent aller Hofer Wohnungen überfüllt.

Für die städtischen Gremien, die Gewerkschaften, die Industrie, die Politik ist es nun allerhöchste Zeit, darüber nachzudenken, wie dieser prekären Situation beizukommen ist.

Herbert Funk schreibt in einem geschichtlichen Rückblick aus dem Jahre 1984: „Nachdem bereits am 24. August 1908 und am 19. Februar 1909 in Sitzungen der städtischen Wohnungskommission die ungenügenden Wohnungsverhältnisse auf der Tagesordnung gestanden hatten, zeigte sich die Wohnungskommission in ihrer Sitzung am 31. März 1909 der Schaffung eines gemeinnützigen Bauvereins geneigt.“

17. Dezember 1909: Die Geburtsstunde der Baugenossenschaft

Nach weiteren Sitzungen der Wohnungskommission ist es dann endlich soweit: Am 17. Dezember 1909 findet, unter Leitung des Hofer Oberbürgermeisters Paul Bräuninger, in der „Bürgergesellschaft“ die Konstituierung der Baugenossenschaft statt. Im Protokoll von Rechtsrat Neupert über die „Errichtung der Baugenossenschaft Hof, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Hof“ werden folgende Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder genannt:

Vorstand:

  • Lehrer Adam Töpfner, Vorsitzender
  • Bankdirektor Christian Höllerer, Kassier
  • Arbeitersekretär Arthur Mähr, Bauverwalter

Aufsichtsrat:

  • Privatier Georg Eydmann
  • Großhändler Max Rinck
  • Hofrat Dr. Gottlieb Scheiding
  • Bauamtsassessor Wagner
  • Ferdinand Zuber, Maschinenhausgehilfe
  • Joseph Frötschel, Tischler
  • Konrad Opitz, Maurer
  • Hans Voigtländer, Schneidermeister
  • Adam Will, Agent

103 Gründungsmitglieder zeichnen spontan 153 Geschäftsanteile á 200 Mark.

Der Gegenstand des Unternehmens wird in Paragraf 2 des in der Gründerversammlung verabschiedeten Genossenschaftsstatus beschrieben: „Der Zweck der Genossenschaft ist, minderbemittelten Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen und zwar durch Überlassung zur Miete oder Eigentum.“

Die Eintragung ins Genossenschaftsregister erfolgt am 3. Januar 1910.

Die Vorstandsmitglieder seit der Gründung

Adam Töpfner, Lehrer, 1909 - 1913
Christian Höllerer, Bankdirektor, 1909 - 1912
Arthur Mähr, Arbeitersekretär, 1909 - 1933
Georg Falkner, Bankdirektor, 1912 - 1913
Christof Rothemund, Prokurist, 1913 - 1915
Georg Eydmann, Privatier, 1914 - 1919
Erhard Schimmel, Bahnverwalter, 1916 - 1918
Dr. Karl Buhl, Oberbürgermeister, 1919 - 1933
Ernst Kräuter, Bankdirektor, 1919 - 1925
Philipp Jammer, Geschäftsführer, 1925 - 1928
Hermann Scholz, Geschäftsführer, 1928 - 1933
Karl Thümmler, Rechtsanwalt, 1933 - 1939
Paul Müller, Postassistent, 1933 - 1935
Günter Rattig, Reichsbankinspektor, 1933 - 1935
Fritz Hüber, Messungsamtssekretär, 1933 - 1935
Heinrich Gumerum, Kaufmann, 1935 - 1936
Ludwig Haas, Angestellter, 1935 - 1965
Andreas Lang, Geschäftsführer, 1935 - 1936

Max Raab, Angestellter, 1936 - 1945
Alwin Kätzel, Stadtsekretär, 1936 - 1940
Richard Dan, Technischer Angestellter, 1940 - 1945
Konrad Opitz, Maurer, 1945 - 1948
Fritz Hopf, Bahnbeamter, 1948 - 1950
Hans Bechert, Oberbürgermeister, 1948 - 1951
Erwin Graß, Architekt, 1950 - 1973
Hans Högn, Oberbürgermeister, 1951 - 1960
Walter Fuchs, Geschäftsführer, 1960 - 2002
Robert Raithel, Amtsrat a. D., 1965 - 1986
Siegfried Schlegel, Architekt, 1973 - 2004
Gerhard Weiß, Geschäftsführer, 1986 - 2011
Ludwig Kohmann, Oberverwaltungsrat a. D., 2002 - 2013
Helmuth Rödel, Bankprokurist i. R., 2004 - 2017
Daniela Rödel, Geschäftsführerin, seit 2011
Thomas Seidel, Technischer Vorstand, seit 2013
Dieter Tratzmüller, Bankkaufmann, seit 2017

1909 – 1914: Die Gründungsphase

13 Häuser mit 75 Wohnungen

Herbert Funk erinnert in seinem Rückblick: „Zum Quadratmeterpreis von 2,50 Mark verkaufte schließlich die Stadt der Baugenossenschaft das Hospitalgrundstück „Am Heiligen Grab“ zur Bebauung mit Kleinwohnungen. Am 12. Mai 1910 wurde der Kaufvertrag mit einem Grundstückspreis von 51.775 Mark geschlossen. Dem Bau der ersten Genossenschaftswohnungen stand nun nichts mehr im Wege, nachdem auch die erforderlichen Hypotheken bereitgestellt waren.“ Die dazu notwendige Bürgschaft in Höhe von 100.000 Mark wurde, laut Protokoll, „in opfervoller Weise“ von den damaligen Aufsichtsräten Rinck, Eydmann und Dr. Scheiding übernommen.

In den Jahren 1910 und 1911 entstehen an der späteren Enoch-Widman-Straße und an der Johann-Weiß-Straße insgesamt 13 Häuser mit 75 Wohnungen. Damit wird auch der Grundstein für ein neues Stadtviertel gelegt. Die Hofer nennen es bis heute „die Baugenossenschaft“. Planung und Ausführung der Gebäude sind für damalige Zeiten vorbildlich. Es entstehen Zwei- und Dreiraumwohnungen mit Flur, Toilette, eigener Wasserstelle und praktischen Nebenräumen. Die Wohnungen gelten als familiengerecht und entsprechen den damaligen Ansprüchen und Bedürfnissen. Zu jeder Wohnung gehört ein kleines Stück Vorgarten. Ebenso verfügen sie über eine Loggia.

Das Engagement und das rege Tun der Baugenossenschaft findet mit Beginn des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) erstmals ein jähes Ende.

1918 – 1932: Zwischen den Kriegen

173 Häuser mit 544 Wohnungen

Trotz der allgemein schwierigen Situation setzen die Verantwortlichen der Baugenossenschaft ihre Aktivitäten in den Nachkriegsjahren unbeirrt fort. Am Hofer Ziegelacker erwerben sie für 144.000 Mark ein 84.000 Quadratmeter großes Gelände und schaffen so die Voraussetzung für ein zweites Genossenschaftsquartier.

Von 1920 bis 1922 errichtet die „BG“ am Ziegelacker, an der Jägerzeile/Leimitzer Straße und in der Enoch-Widman-Straße 32 Häuser mit 188 Wohnungen. An der Gartenstraße entstehen 27 Einfamilienhäuser.

In den Jahren 1922 und 1923 machte in Hof an der Saale – wie in anderen deutschen Städten auch – die zunehmende Geldentwertung jegliche Bautätigkeit schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Mit viel Mühe kann die Baugenossenschaft zumindest die vorhandene Bausubstanz erhalten. Auf dem Höhepunkt der Inflationswelle kostet eine Kleinwohnung im Monat 20 Billionen Mark Miete.

Nachdem mit der Währungsreform am 15. November 1923 zuerst die Rentenmark und anschließend ab dem 30. August 1924 die Reichsmark zur offiziellen Währung wurde, ist Geld wieder etwas wert. Die Währungsbereinigung lässt den gemeinnützigen Wohnungsbau wieder in Schwung kommen. Die „BG“ leistet unter dem Grundsatz „minderbemittelten Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen…“ einen ganz wesentlichen sozialen Beitrag in der Stadt Hof. 1925 werden vier neue Genossenschaftshäuser mit 29 Wohnungen von Mietern bezogen. Von 1926 bis 1930 errichtet die Baugenossenschaft 94 Häuser mit 216 Wohnungen.

1931 werden im sogenannten „Baugenossenschaftsviertel“ an der Enoch-Widman-Straße 16 weitere Häuser mit 84 Wohnungen bezugsfertig.

Der 23. Juli 1931 ist ein wichtiges Datum in der Historie der Baugenossenschaft: Kraft Stadtratsbeschluss wird der „BG“ die Gemeinnützigkeit zuerkannt.

1933 – 1955: Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau

89 Häuser mit 844 Wohnungen

Dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang folgt der politische Machtwechsel. Das totalitäre Nazideutschland hinterlässt seine Spuren auch in der Baugenossenschaft. Arthur Mähr wird die Arbeit aus der Hand genommen. Im Zuge der „Gleichschaltung“ wird treuen Gefolgsleuten des damaligen Nazi-Regimes die Leitung der Baugenossenschaft übergeben. Während des Zweiten Weltkriegs ist jegliche Bautätigkeit unmöglich und selbst Reparaturarbeiten können kaum noch durchgeführt werden. Bomben zerstören Genossenschaftswohnungen an der Leimitzer Straße und an der Gabelsbergerstraße sowie an der Jägerzeile. Baustoffe sind Mangelware. In dieser traurigen Zeit entstehen lediglich 13 Häuser mit 82 Wohnungen. Bei Kriegsende, am 8. Mai 1945, zählt die Baugenossenschaft noch 701 Wohneinheiten.

Endlich haben die Schrecken des Zweiten Weltkrieges ein Ende gefunden. Doch der Krieg hat auf allen Seiten viele Opfer gefordert. Vieles wurde zerstört. Menschen verloren ihr Zuhause. Gegen Ende des Jahres 1945 wird ein „Grenzdurchgangslager“ für Flüchtlinge in Moschendorf errichtet. Hier werden rund 600.000 Heimatvertriebene „abgefertigt“. 23.292 davon bleiben in Bayern; 10.000 in Hof. Erneut wird Wohnraum knapp. Und erneut hemmen Widrigkeiten die Bautätigkeit. Diesmal sind es Materialknappheit, Währungsverfall und die Auflagen der Siegermächte. Und wiederum sieht sich die Baugenossenschaft ihrer ureigensten Aufgabe gegenüber gestellt: Es gilt, einer neuen Wohnungsnot Herr zu werden und den aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Die Währungsreform im Jahr 1948 schafft die Voraussetzung dafür. Der neue Vorstand und Aufsichtsrat der Hofer Baugenossenschaft nutzt alle Möglichkeiten der von Staat und Kommune aufgelegten Wohnungsbauprogramme. Eine Ära beginnt – und damit eine bis dahin nie da gewesene Bautätigkeit.

In den traditionellen Baugenossenschaftsvierteln rund um Enoch-Widman-Straße, Wirthstraße, Lindenstraße und am Ziegelacker werden zahlreiche Wohnblöcke mit modern und zweckmäßig ausgestatteten Wohnungen gebaut. Der Baustil ist schlicht und einfach. Die Wohnungen verfügen meist über keinen Balkon. Das Motto lautet, möglichst schnell viele Wohnungen zu errichten, um den Arbeitern der heimischen Textilindustrie sowie den zahllosen, heimatlos gewordenen Menschen ein neues Zuhause zu geben. 

1956 – 1974: Wirtschaftswunder und neue Ansprüche an Komfort

149 Häuser mit 1.363 Wohnungen

Gegen Mitte der 50er Jahre sind die infolge des Krieges obdachlos gewordenen Menschen in Wohnungen untergebracht. Neue Bauquartiere, beispielsweise am Pinzig- bzw. Lodaweg, an der Alsenberger Straße und an der Kösseinestraße werden erschlossen. Nun kann man vom bis dahin vorherrschenden, aus der Not geborenen, „spartanischen“ Baustil abweichen. Deutschland schwelgt im Wirtschaftswunder. Die Menschen atmen wieder auf. Sie haben Arbeit und genießen die frischen Früchte des aufblühenden Wohlstands. Ab Mitte der 1950er Jahre stellt sich die Baugenossenschaft dem Trend zu größeren Wohnungen. Die Komfortansprüche der Mieter steigen. Die Zentralheizung wird zum Standard.

Durch den Bau von Einfamilienhäusern an der Eppenreuther Straße, in den Jahren 1956 und 1957, haben die Mitglieder der Baugenossenschaft erstmals die Möglichkeit, Eigenheime preisgünstig zu erwerben. Aus dieser Zeit stammt das Zitat vom Architekten der Baugenossenschaft, Erwin Graß: „Für uns ist der Mensch das Maß aller Dinge!“ 1966 wird das Programm an der Köditzer Straße fortgesetzt.

1971 wird anstelle der bisherigen Mitgliederversammlung das Organ der Vertreterversammlung bei der Baugenossenschaft Hof ins Leben gerufen.

1975 – 1988: 3.000ste Wohnung wird vermietet – Wohnungsbedarf lässt nach

51 Häuser mit 403 Wohnungen

Von 1973 bis 1985 investiert die Baugenossenschaft Hof 58 Millionen Mark in den Neubau von Wohnungen und Garagen. Weitere Eigenheime – diesmal als Doppelhausmodell – entstehen von 1980 bis 1983 an der Enoch-Widman-Straße und am Klösterleinsweg. Im Zeitraum von 1973 bis 1985 werden außerdem rund 42 Millionen Mark für Modernisierungsmaßnahmen ausgegeben. Bestandspflege und Modernisierung kommen immer größere Bedeutung zu. Ältere Wohnungen gilt es, den modernen Erfordernissen und Wünschen anzupassen. Grundrisse werden verändert. Bäder und Zentralheizungen werden eingebaut. Im Jahr 1977 wird die 3.000ste Wohnung der Baugenossenschaft vergeben. Die Zweizimmerwohnung befindet sich in der Luisenburgstraße 30 und wird an ein Rentnerehepaar vermietet. Der „Service-Gedanke“ wird bei der Baugenossenschaft zum Thema: Im ersten Schritt werden in den Neubausiedlungen am Heiligengrabfeldweg sowie an der Kösseinestraße hauptamtliche Hausmeister eingestellt.

Im Jahr 1979 haben dann der ehemalige Hausmeister der Kösseinestraße, Herr Walter Rossel, und Herr Karl-Heinz Kubik mit ihrer Idee eine langjährige Tradition ins Leben gerufen: Das legendäre Brunnenfest. Dieses Fest, ursprünglich nur als „Kennenlern-Fest“ für das Viertel gedacht, entwickelte sich zu einem wahren Volksfest und freute sich 16 Jahre lang über hohe Besucherzahlen. Von 1979 bis 1994 fand es rund um den „Findlingsbrunnen“ in den Außenanlagen der Wohnanlage Kösseine-/  Luisenburgstraße statt und wer damals dabei war, der schwärmt noch heute davon.

Seit Mitte der 1980er Jahre geht die Nachfrage nach Wohnraum bundesweit zurück. Dafür nimmt bei der Baugenossenschaft die Sparte „Instandhaltung“ eine herausragende Stellung ein. Von 1972 bis 1999 gibt die Baugenossenschaft rund 130 Millionen Mark für Reparaturen und Modernisierungsmaßnahmen aus. Die „BG“ ist mit all ihren Projekten und Investitionen nicht nur ein begehrter Anbieter für modernen, qualitativ hochwertigen und dabei preisgünstigen Wohnraum, sondern auch bedeutender Auftraggeber für Unternehmen und Handwerksbetriebe in der Region.

1989 – 1999: Die Wende und noch mehr Service

27 Häuser mit 289 Wohnungen

Was bis dahin Tausende von Menschen beidseits des Eisernen Vorhangs zwar im Innersten immer gehofft aber kaum zu glauben gewagt hatten, wird endlich Wirklichkeit. Die Mauer fällt und die beiden deutschen Staaten dürfen wieder zusammenwachsen. Die grenznahe Stadt Hof ist mittendrin in einer der bedeutsamsten Umbruchphasen deutscher Geschichte. Und sie erlebt einen immensen Zustrom an neuen Einwohnern und einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum. Die Baugenossenschaft nimmt sich dieser neuen Herausforderung engagiert an – und sie stellt die planerischen Weichen für eine andere, sich jetzt mehr und mehr abzeichnende Entwicklung: dem demografischen Wandel in der Bevölkerung mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen. Frühzeitig befasst sich die „BG“ mit den Bedürfnissen dieser zunehmenden Bevölkerungsschicht. Es entsteht das Projekt „Barrierefrei Wohnen unterm Wartturm“.

Am 1. Januar 1990 wird per Gesetz die Wohnungsgemeinnützigkeit aufgehoben. Dennoch bleibt die Baugenossenschaft Hof ihren Werten und ihrer sozialen Verpflichtung treu.

Im Jahr 1950 zählt Hof 61.033 Einwohner, 1995 sind es noch 52.590. Im Jahr 2000 nimmt die Zahl um weitere 2.000 Einwohner ab.

Die Baugenossenschaft drosselt ihre Neubautätigkeit, bringt aber den ersten der vier geplanten Bauabschnitte „unterm Wartturm“ zum Abschluss. Dafür setzt das Unternehmen jetzt auf noch mehr Service: 1.000 Familien, die in Häusern der Hofer Baugenossenschaft wohnen, freuen sich über den neuen Hausmeisterservice. Die Hausreinigung wird fortan von Teilzeitkräften übernommen. Die Mieter brauchen sich um „Hausplatz und Stiech“, wie es in Hof heißt, nicht mehr zu kümmern.

2000 – 2008: Veränderungen im Laufe der Zeit

7 Häuser mit 17 Wohnungen

Wohnungen für Studenten und Neubau in der Neuhofer Straße

Der Bevölkerungsrückgang setzt sich ungebremst fort. Die Hofer Baugenossenschaft reagiert darauf mit einem Stopp der Neubautätigkeit. Ab jetzt werden nur noch Ersatzbauten realisiert.

Die Bevölkerungsgruppe, die – gegen den Trend – in Hof Zuwächse verzeichnet, sind die Studenten. Die Hochschule Hof erfreut sich stetig wachsender Studentenzahlen. Und wer zum Studieren kommt, der benötigt in aller Regel auch Wohnraum. Die Baugenossenschaft hat dies frühzeitig erkannt. Gemeinsam mit einem Team von Studenten wird die Planung vorgenommen. So entstehen teils möblierte Appartements, die speziell den Bedürfnissen junger Studierender entgegenkommen. Von Januar bis August 2002 sind 20 Bauunternehmen im Einsatz und verwandeln alte Wohngebäude in der Wirthstraße in moderne und ansprechende Studentenappartements. Innerhalb von acht Tagen werden alle 30 Wohnungen vermietet. 

Im Jahr 2004 entsteht in der Neuhofer Straße 15 – 17 ein helles, modernes, farbenfrohes Mehrfamilienwohnhaus mit insgesamt zwölf Wohnungen, einer Physiotherapie-Praxis und einer Tiefgarage.

„Stadtumbau West“

Ab 2006 beginnt die Baugenossenschaft mit einem weiteren, ebenso umfassenden wie wegweisenden Projekt: dem „Stadtumbau West“. Wie viele andere Städte leidet Hof unter dem demografischen Wandel – junge Menschen verlassen die Region, sinkende Einwohnerzahlen führen zu Leerstand von Wohnraum besonders an den Stadträndern, immer mehr ältere Menschen benötigen seniorengerechten Wohnraum in Zentrumsnähe. Die Wohngebiete in der Peripherie, einst beliebte Lebensräume für Familien, „bröckeln“ ab. Für zahlreiche Regionen Bayerns ist nun das Thema „Stadtumbau“ untrennbar mit „Stadtentwicklung“ verbunden. So auch für Hof. Die Baugenossenschaft beweist feinen Spürsinn. Mithilfe des Städtebauförderprogramms „Stadtumbau West“ saniert die Hofer Baugenossenschaft die „Urzelle“ des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in Hof rund um die Johann-Weiß-Straße. In einer Kombination von behutsamem Rückbau, sinnvoller Integration von Neubau und umfassender Sanierung entstehen familienfreundliche und seniorengerechte Wohnungen auf zeitgemäßem Niveau. Das Thema „innenstadtnahes Wohnen“ ist das Zukunftsprojekt schlechthin und wird die Baugenossenschaft noch viele Jahre beschäftigen.

Erneuerbare Energien und Bau weiterer Kinderspielplätze

Einen Meilenstein im gemeinnützigen Wohnungsbau setzt die Baugenossenschaft in diesem Rahmen auch mit der Realisierung eines modernen Energiekonzeptes im Heiligengrabfeldweg: Auf dem Flachdach des Hauses Nummer 2 - 4 a, einem renovierten Zeilenbau, installiert die „BG“ eine 214 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit 165 Modulen. 160.000 Euro investiert die Genossenschaft in die Anlage, finanziert über ein günstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die ein entsprechendes Programm aufgelegt hat. 28.000 Kilowattstunden werden die Module jährlich erzeugen. Damit können, rein rechnerisch, zehn der 40 Wohnungen des Hauses versorgt werden.

Um seine jüngsten Mitglieder kümmert sich die Baugenossenschaft in besonderer Weise: In den Jahren 2002 bis 2007 werden 28 Spielplätze mit umfassend durchdachten Konzepten, liebevoll ausgewählten Spielgeräten und regelmäßigem Pflegeservice, auf den neuesten Stand gebracht – dafür investiert die Baugenossenschaft in diesem Zeitraum pro Jahr zwischen 30.000 und 45.000 Euro. Einmal mehr beweist sie Kompetenz und Verantwortung als besonders familienfreundliches Unternehmen und führt außerdem etwas später die „Kinderhausordnung“ ein.

2008: Fusion mit der Postbaugenossenschaft Hof

44 Häuser mit 272 Wohnungen

Ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte ist die Verschmelzung mit der Postbaugenossenschaft Hof am 1. Januar 2008. Durch diese Fusion erhöht sich der Immobilienbestand um 44 Gebäude mit 272 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten und 137 Garagen. Die Baugenossenschaft Hof eG besitzt zu diesem Zeitpunkt, als größte Baugenossenschaft Bayerns, 549 Gebäude mit 3.716 Mietwohnungen, 54 gewerbliche Einheiten und 1.764 Garagen.

2009 – 2010: Die größte Baugenossenschaft Bayerns feiert 100. Geburtstag

4 Häuser mit 24 Wohnungen

Am 17. Dezember 2009 wird die Baugenossenschaft Hof eG 100 Jahre alt. Der Festakt fand mit zahlreichen Ehrengästen und Vertretern der „BG Hof“, wie auch schon die Gründung im Jahr 1909, in der „Bürgergesellschaft“ statt. Zusammen mit den Mietern und Mitgliedern der Genossenschaft wurde am 26. Juni 2010 im Rahmen eines großen Sommerfestes das Jubiläum gefeiert. Über einhundert Jahre lang hat die Baugenossenschaft wie kaum ein anderes Unternehmen das Gesicht der Stadt Hof und das Lebensgefühl ihrer Bürger geprägt. Mittlerweile hält die „BG“ rund 30 Prozent des Mietwohnungsmarktes in Hof. Und wie kaum einem anderen Unternehmen der Region gelang es der Baugenossenschaft Hof eG, sich nicht nur dem gesellschaftlichen Wandel anzupassen, sondern vielmehr sich abzeichnende Trends vorausschauend zu analysieren und frühzeitig in die eigenen Planungen einzubeziehen. 

Durch den Erwerb der Anwesen August-Mohl-Straße 9 - 11 und Max-Reger-Straße 16 - 18 erhöht sich der Wohnungsbestand im Jahr 2009 um insgesamt vier Häuser mit 24 Wohnungen. 

Ähnlich wie vor hundert Jahren befindet sich heute die Welt im Umbruch. Klimawandel und Globalisierung sind weltumspannende Themen. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen haben sich weltweit, in Europa und in Deutschland verändert. Einst wichtige, traditionelle Industriezweige in Oberfranken, wie die Textil- oder Porzellanbranche, haben heute an Bedeutung verloren. Die Arbeitslosenzahlen sind hoch. „Die Krise“ hat, ausgehend von den dubiosen Geschäften amerikanischer Bankhäuser, die ganze Welt, auch Oberfranken, erreicht. Familienstrukturen brechen auf. Immer mehr Menschen wohnen alleine. Junge Leute wandern in die Ballungsräume ab, um dort eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Die Bevölkerung im schönen, grünen Norden Bayerns wird immer älter. Konzepte, die Region zu einem interessanten Industriestandort und Lebensraum weiterzuentwickeln, sind Erfolg versprechend – allerdings brauchen sie, wie alle Entwicklungen, ihre Zeit.

2010 – heute: Aktuelle Herausforderungen

6 Häuser mit 37 Wohnungen

In den Jahren 2011 und 2012 wird im Rahmen des Projektes „Stadtumbau West“ ein sanierungsbedürftiger Häuserblock in der Johann-Weiß-Straße abgebrochen und es entstehen 4 Häuser mit 24 barrierefreien/-armen Wohnungen in gehobener Ausstattung, sowie eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen. Dieser Neubau fügt sich harmonisch in das Gebiet rund um die „Urzelle“ ein und stellt eine erste deutliche Aufwertung des „Baugenossenschaftsviertels“ dar. 

Mit dem Anwesen in der Ernst-Reuter-Straße 70 - 72 werden im Jahr 2012 zwei Häuser mit 13 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit erworben.

Der demografische Wandel nimmt seinen Lauf und um auf die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur in Hof, insbesondere auf die steigenden Studentenzahlen, zu reagieren wird Anfang Januar 2012 in Kooperation mit der Hochschule Hof ein neues Projekt ins Leben gerufen. Innerhalb von knapp zwei Monaten gilt es, Wohnungen für internationale Studenten zu modernisieren und mit modernen Möbeln einzurichten. Hierfür wird ein fast leerstehendes Haus in der Gartenstraße, das noch mit Einzelöfen beheizt wurde, mit einer Zentralheizung ausgestattet und in einen Ort zum Wohlfühlen verwandelt. Der enge Zeitplan wird eingehalten und Anfang März 2012 ziehen dann schließlich die ersten 28 Gäste, unter anderem aus Indien und Ägypten, in die 14 neu gestalteten Wohnungen ein.

Die derzeit wichtigste Aufgabe der Baugenossenschaft Hof liegt darin, den Wohnungsbestand weiterhin den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen und an den aktuellen technischen Standard anzugleichen. Außerdem sollen die Modernisierungen eine langfristige Vermietbarkeit der Gebäude gewährleisten. So werden jedes Jahr aufs Neue für Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen rund 9 Millionen Euro investiert. Hierbei sind zwischen 2010 und 2013 vor allem die umfangreichen Maßnahmen an den Hochhäusern in der Alsenberger Straße und im Heiligengrabfeldweg zu erwähnen, bei denen insgesamt 9 Häuser mit 207 Wohnungen energetisch modernisiert werden.

Bei allen Entscheidungen der Genossenschaft standen und stehen immer die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle. Die Qualität des Wohnens wird nicht nur durch laufende Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen verbessert, auch das Dienstleistungsangebot wird ständig den Wünschen der Mitglieder und Mieter angepasst.

So entwickelte sich die Baugenossenschaft Hof im Laufe ihrer über 100-jährigen Geschichte vom Wohnungsbau- zum innovativen Dienstleistungsunternehmen.