Serie über die Hofer Straßen

01. Juli 2023

Doebereinerstraße und Gabelsbergerstraße

Die Baugenossenschaft Hof besitzt in der Doebereinerstraße insgesamt 29 Häuser, die meisten davon wurden 1930/31 erbaut. Die Straße wurde 1929 nach Johann Wolfgang Doebereiner benannt. Dieser wurde am 13. Dezember 1780 in Hof  geboren und verstarb 1849 in Jena.

Seine Kindheit verbrachte Doebereiner in Bug bei Weißdorf und in Münchberg, wo er eine Apothekenlehre absolvierte. In seinen fünf Wanderjahren arbeitete er in verschiedenen Apotheken und brachte sich selbst Kenntnisse in Chemie, Botanik und Mineralogie bei. Kleinere Veröffentlichungen führten dazu, dass er an die Universität Jena als Professor für Chemie, Pharmazie und Technologie berufen wurde.

Einer seiner Schüler war Rudolf Christian Böttger, der später das Streichholz erfand. Als bekannteste Erfindung Doebereiners gilt das Feuerzeug. Er erkannte die katalytische Eigenschaft des Platins, das schon bei Raumtemperatur Wasserstoff entzünden kann. Er ebnete dadurch den Weg zur Katalyse. Er gilt aber auch als ein Vordenker für die Entstehung des Periodensystems.

Befreundet war Doebereiner mit Johann Wolfgang von Goethe, der ihm finanziell half, Laborgeräte für die universitäre Ausbildung zu besorgen. Diese praktische Ausbildung von Studenten in Laboren führte Doebereiner noch vor dem bekanntesten deutschen Chemiker, Justus Liebig, ein.

Doebereiner wurde nicht zuletzt dank seiner zahlreichen Mitgliedschaften in Akademien und wissenschaftlichen Zirkeln zu einem der international bekanntesten Chemiker. Da er selbst nur mittelmäßigen Schulunterricht erhalten hatte und nie eine Universität besuchte, brachte er es ausschließlich durch Eigenantrieb und Interesse an Technik und Chemie zu seiner Stellung.

In der Gabelsbergerstraße unterhält die Baugenossenschaft Hof 12 Wohnhäuser, die zwischen 1951 und 1988 entstanden sind. Die Gabelsbergerstraße selbst wurde bereits 1897 so benannt. Franz Xaver Gabelsberger (1789 bis 1849) war kein Hofer, sondern stammte aus München, arbeitete und starb dort auch.

Aus finanziellen Gründen konnte Gabelsberger nicht studieren. So begann er in der bayerischen Staatskanzlei als Schreiber. Dort merkte er sehr schnell, dass es an einem Schriftsystem mangelt, mit dem man schnell schreiben kann. Mit 28 Jahren entwickelte er eine Stenografie, die für die deutsche Sprache praktikabel war – die bereits existierende englische und französische Stenografie hatte sich für das Deutsche nicht als tauglich erwiesen.

Gabelsbergers Stenografie setzte sich schnell in zahlreichen Verwaltungen durch und wurde auch während der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 eingesetzt. Anschließend wurde sie in den zahlreich entstandenen Parlamenten übernommen und wurde bis weit ins 20 Jahrhundert praktiziert, bevor sie von der deutschen Einheitsschrift abgelöst wurde. Gabelsberger selbst wurde Parlamentsstenograf des Bayerischen Landtages, später Ministerial-Sekretär.

Seine Kurzschrift wurde in zahlreiche Fremdsprachen übertragen. Eine Zeit lang galt Kurzschrift auch als so etwas wie die Schrift aller Gebildeten. Es ist noch gar nicht so lange her, vielleicht 35 Jahre, dass in Betrieben Sekretärinnen beschäftigt waren, die die Kurzschrift beherrschen mussten. Durch Diktaphone und Sprachapps wurde diese Erfordernis dann hinfällig. Die jüngere Generation wird mit Kurzschrift gar nichts mehr anfangen können – und so ist es schön, dass die Hofer mit der Gabelsbergerstraße eine Erinnerung an diesen großen Geist erhalten.

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