Serie über die Hofer Straßen

01. April 2024

Stephanstraße

Auch in der Stephanstraße entstanden durch die Baugenossenschaft in den 30er-Jahren etliche Wohneinheiten. 1926 wurde die Straße so benannt, jedoch nicht im Hinblick auf den heiligen Stephanus (den ersten Märtyrer) oder Stefan, den Gründer und Nationalheiligen des Königreichs Ungarn. Ernst Heinrich Wilhelm Stephan (geboren 1831 in Stolp/ Pommern, gestorben 1897 in Berlin) war Generalpostdirektor des Deutschen Reichs. 1870 wurde er von dem Bundeskanzler Otto von Bismarck dazu berufen. Während des Deutsch-Französischen Kriegs schuf er einen rationellen Feldpost-Apparat. Als bedeutendste Leistung von Stephan wird die Schaffung des Weltpostvereins angesehen. Er berief den ersten Weltpostkongress nach Bern. Als Folge wurde der Weltpost-Verein gegründet, dem am Ende des Jahrhunderts außer China alle wichtigen Staaten der Erde angehörten. Damit gelang es, im internationalen Postverkehr einheitliche Standards einzuführen und separatistische Hemmnisse abzubauen. Auch das Reichspostmuseum in Berlin (aus dem das heutige Museum für Kommunikation hervorging) wurde 1872 von ihm gegründet. Der Allgemeine Deutsche Sprachverein ernannte Ernst Heinrich Wilhelm Stephan zu seinem Ehrenmitglied, weil er sich um verständliche deutsche Ausdrücke im behördlichen Sprachverkehr bemühte (zum Beispiel Briefumschlag statt Couvert, Einschreiben statt Recommandé, Nachnahme statt Remboursement). Mit der Vergabe eines Straßennamens für Stephan folgte Hof fast allen größeren deutschen Städten.

In der Max-Reger-Straße besitzt die Baugenossenschaft Hof seit 1973 zwei größere Wohngebäude. Die Namensgebung erinnert an den Komponisten Johann Baptist Joseph Maximilian Reger (1873 – 1916). Die Straße wurde 1957 nach ihm benannt. Nicht zu Unrecht wurde er in das sogenannte Musikerviertel aufgenommen. Durch seine Herkunft aus Brand bei Weiden kann man immerhin gewisse regionale Züge ableiten. In seinem kurzen Leben schuf er eine ganze Menge von Orchester-, Chorund Klaviermusik sowie etliche Orgelwerke. Trotz einer grundkatholischen Einstellung zog es ihn doch innerlich zur Interpretation von protestantischen Werken. Besonders bekannt sind seine Orgelphantasien geworden, wie „Ein feste Burg ist unser Gott“, „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ oder die „Phantasie und Fuge über das Thema BACH“. Seine Vokalwerke umfassen ca. 300 Klavierlieder. Nach seinen „Sturm- und Trankzeiten“, wie er es selbst nannte, kehrte er krank ins Elternhaus zurück. Dort steigerte er seine musikalischen Tätigkeiten enorm. Zeitweise war er Universitätsmusikdirektor am Königlichen Konservatorium in Leipzig. Auch als er dieses Amt niederlegte, hielt er dort bis gegen Ende seines Lebens Vorlesungen. Das Spektrum seiner Schüler reichte von Organisten bis hin zu Filmkomponisten. Ihm wurde öfters der Vorwurf gemacht, dass seine Werke technisch nur schwer zu spielen seien. Da ist auch etwas dran. Er antwortete immer nur: „Es steht keine Note zu viel drin.“ Reger verbrachte seine letzten Jahre in Jena, wo er auch noch seine Mozart-Variationen schuf. Ob er je in Hof aufgetreten ist, habe ich nicht herausgefunden. Gibt es auch keine lokalen Bezüge, so sind es doch zumindest regionale, die eine Erinnerung an Max Reger angemessen erscheinen lassen.

Verfasst von unserem Aufsichtsratsmitglied Dr. Wolfgang Frisch

zurück